1. Was ist mit „Keto ist ungesund“?
Ketogene Ernährung heißt nicht: nur Speck und Käse.
Streng genommen beschreibt „keto“ erst mal einen Stoffwechselzustand: Der Körper verbrennt überwiegend Fett und Ketonkörper statt Glukose. Unter dieser Bedingung verschiebt sich der „Hauptbrennstoff“ von Glukose auf Fettsäuren und Ketone. ScienceDirect
Wie das konkret auf dem Teller aussieht, kann sehr unterschiedlich sein:
-
von „Billig-Salami und Light-Cola“ bis
-
zu „Gemüse, gutes Eiweiß, hochwertige Fette, Nüsse, Beeren, Kräuter“.
Kritik an schlecht gemachter Keto ist meistens berechtigt. Die Frage ist also weniger: „Ist Keto gesund?“ sondern: Wie ist diese Keto-Ernährung zusammengestellt?
2. Medizinische Einsatzfelder: Epilepsie und Krebs
Epilepsie – seit 100 Jahren im Einsatz
Ketogene Ernährung ist keine Internet-Erfindung, sondern wird seit den 1920er-Jahren als medizinische Therapie bei therapieresistenter Epilepsie eingesetzt.PubMed+2Frontiers+2
-
Sie wurde entwickelt, um die Effekte von Fasten nachzuahmen – aber langfristig durchhaltbar zu machen.
-
Vor allem bei Kindern mit schwer behandelbarer Epilepsie kann eine streng überwachte Keto-Diät die Anfallshäufigkeit deutlich senken.
-
Große Zentren wie Johns Hopkins haben diese Therapie über Jahrzehnte weiterentwickelt. Hopkins Medicine+1
Wichtig: Das passiert immer unter ärztlicher Aufsicht und ist eine Therapie, keine Selbstbastel-Diät.
Krebs – interessante Ansätze, aber noch kein Wundermittel
In den letzten Jahren sind zahlreiche Übersichtsarbeiten erschienen, die ketogene Ernährung bei Krebs anschauen:
-
Einige Reviews und Meta-Analysen sehen potenzielle Vorteile: weniger Körperfett, verbesserte Blutzucker- und Insulinwerte, teilweise bessere Lebensqualität und bei bestimmten Hirntumoren Hinweise auf bessere Prognose, wenn die Patienten die Diät gut einhalten. turkmedstudj.com+3PMC+3ScienceDirect+3
-
Andere Analysen sehen eher gemischte Ergebnisse: Blutzucker kann sinken, aber nicht alle Blutwerte oder klinischen Endpunkte verbessern sich deutlich.
Keto kann in der Onkologie eine ergänzende Therapieoption sein – aber ersetzt nicht Operation, Chemo, Bestrahlung oder andere Standardtherapien.
3. Gibt es auch kritische Forschung zu Keto?
Ja. 2025 wurde z. B. eine Arbeit diskutiert, die mit einem „ketogenen Verhältnis“ arbeitet und in einer Beobachtungsstudie eine höhere Krebsrate bei stärker ketogener Ernährung findet. EatingWell+1
Wichtig dabei:
-
Es handelt sich um Beobachtungsdaten – also keinen Beweis für Ursache/Wirkung.
-
Die Ernährung wurde über Fragebögen rekonstruiert (Fehlerquelle).
-
Es wurde nicht gemessen, ob die Menschen tatsächlich in Ketose waren.
Solche Studien erinnern daran:
-
Langfristig extrem einseitige Ernährung (egal in welche Richtung) kann zu Nährstoffmängeln führen – z. B. Antioxidantien, Spurenelemente, Vitamine – und genau da liegen mögliche Risiken.EatingWell
-
Eine gut geplante Keto-Ernährung sollte daher Gemüse, Kräuter, Nüsse, Samen und ggf. gezielte Ergänzungen enthalten – also eine bunte Palette, nicht nur „Fett plus Eiweiß“.
4. Stoffwechsel, Übergewicht & Metabolisches Syndrom
Hier sind Phinney, Volek & Westman stark:
-
Studien zeigen, dass kohlenhydratreduzierte und ketogene Ernährungsweisen bei Metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes häufig
-
Triglyceride senken,
-
HDL erhöhen,
-
Blutzucker und Insulin verbessern. PubMed+2JCI Insight+2
-
-
Teilweise treten die Vorteile unabhängig vom reinen Gewichtsverlust auf – also wirklich als Stoffwechsel-Effekt. JCI Insight
5. Erythrit & Xylit: „giftig“ oder einfach nur nicht Zucker?
Die Debatte ist gerade recht heiß.
Was spricht für Zuckeralkohole?
-
Erythrit und Xylit liefern wenig bis keine verwertbaren Kohlenhydrate, verursachen keinen starken Blutzuckeranstieg und sind zahnfreundlich.
-
Erythrit wird zum Teil auch im Körper selbst gebildet und kommt in kleinen Mengen in manchen Lebensmitteln vor. Frontiers
Für jemanden, der aus einer Welt mit viel Zucker kommt, kann das eine Brücke sein: weniger Zucker, trotzdem Genuss.
Was ist das Problem?
Mehrere neue Studien weisen auf mögliche Gefahren bei hohen Spiegeln hin:
-
Eine große Studie der Cleveland Clinic fand: Menschen mit hohen Erythrit-Spiegeln im Blut hatten ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, und in kleinen Interventionsstudien zeigte sich, dass Erythrit die Blutplättchen reaktiver macht (mehr Gerinnselneigung). ahajournals.org+3Nature+3PubMed+3
-
Für Xylit gibt es eine ähnliche Studie aus 2024: erhöhte Xylit-Spiegel im Blut waren mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere kardiale Ereignisse assoziiert, ebenfalls über verstärkte Gerinnungsneigung. DZHK
Wichtig:
-
Das sind assoziative Daten plus Labor- und Kurzzeitstudien – sie zeigen kein „Gift im Alltag“, aber einen Grund zur Vorsicht, vor allem bei Menschen mit hohem Herz-Kreislauf-Risiko.Frontiers+2Nature+2
-
Regulierungsbehörden stufen Erythrit bislang als „generell sicher“ ein – die Forschung ist im Fluss. Frontiers+1
6. „Zu einseitig“ – was du antworten kannst
Typische Einwände – und mögliche Antworten:
-
„Keto ist doch nur Fett und Fleisch.“
→ „Nein. Eine gut gemachte Keto-Ernährung enthält viel Gemüse, Kräuter, Nüsse, gute Öle, Eier, Fisch, Käse – nur eben sehr wenige Stärke- und Zuckerquellen.“ -
„Das kann man doch nicht lange machen.“
→ „Es gibt Menschen und auch Studien, in denen Keto über Monate oder Jahre durchgeführt wurde. Wichtig ist, regelmäßig zu prüfen, ob Blutwerte, Vitamine und eigenes Wohlbefinden passen – eine starre Ideologie hilft niemandem.“ SpringerLink+1 -
„Das ist sicher schlecht fürs Herz.“
→ „Es gibt kritische und positive Studien – aber bei Übergewicht, Metabolischem Syndrom oder Typ-2-Diabetes verbessern sich oft Blutfette und Blutzucker. Entscheidend ist, welche Fette ich wähle und ob die Ernährung insgesamt nährstoffreich ist.“ PubMed+2JCI Insight+2 -
„Süßstoffe sind Gift.“
→ „Die neuen Studien mahnen zur Vorsicht bei großen Mengen Erythrit/Xylit, vor allem bei Herz-Risiko. Ich nutze sie deshalb bewusst sparsam – als Übergangslösung weg vom Zucker, nicht als neue Sucht.“ Nature+2
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen